Der Stürmer mit dem klangvollen Namen
Fussball: Rodrigo Christian Paiva Pereira kickt bei der FG 08 Mutterstadt und ist zuversichtlich, dass sein Heimatland Portugal heute gegen Deutschland gewinnt
Von Thomas Leimert
Ludwigshafen. Portugal hatte schon oft eine gute Fußball-National-Mannschaft, aber Titel wurden lange keine geholt. Selbst das Finale bei der Heim-Euromeisterschaft 2004 wurde gegen Griechenland verloren. Doch das hat sich mit dem EM-Erfolg 2016 geändert. Für die aktuelle Europameisterschaft hat der für die FG 08 Mutterstadt spielende Rodrigo Christian Paiva Pereira seine Portugiesen auf der Rechnung.
Rodrigo Christian Paiva Pereira ist Flügelstürmer beim Fußball-Bezirksligisten FG 08 Mutterstadt. Und was liegt da näher, als dass auch ein Flügelstürmer sein großes Vorbild ist. „Rafa finde ich super, zumal er bei meinem Lieblingsverein Benfica Lissabon spielt“, erklärt Paiva Pereira. Der portugiesische Nationalspieler Rafa, bisher wohl nur Fachleuten ein Begriff, hat bei der Europameisterschaft gleich mal Akzente gesetzt. In der Partie gegen Ungarn wurde er nach 70 Minuten beim Stand von 0:0 eingewechselt. Am Ende war er der Mann des Spiels, denn beim 3:0-Sieg bereitete er zwei Treffer direkt vor. Dazu wurde der Elfmeter, den Cristiano Ronaldo zum 2:0 verwandelte, an ihm verursacht.
Seinen langen und klangvollen Namen erklärt Rodrigo Christian Paiva Pereira so: „In Portugal ist es üblich, dass Kinder zwei Vornamen erhalten. Hinzu kommen die Familiennamen der Eltern. Paiva habe ich von meiner Mutter, Pereira vom Vater.“ Da in Deutschland der Name Christian gebräuchlich ist, werde er hier so gerufen. Der 22 Jahre alte Fußballer, der in Speyer geboren ist und demzufolge ein perfektes und akzentfreies Deutsch spricht, wohnte zunächst mit den Eltern in Böhl-Iggelheim und jetzt in Schifferstadt. „Ich bin zweisprachig aufgewachsen. Zu Hause reden wir vorwiegend Portugiesisch, weil meine Eltern nicht so gut Deutsch sprechen. Meine Mutter noch etwas besser als mein Vater“, erzählt Paiva Pereira. Zur Familie gehört noch seine 15-jährige Schwester. Zweimal pro Jahr fahre die Familie in den Heimaturlaub. Da geht es dann in einen kleinen Ort in der Nähe der zentralportugiesischen Stadt Viseu, aus dem die Paiva Pereiras stammen. Einen Portugal-Urlaub kann der Junior nur empfehlen. „Ein schönes Land mit tollem Wetter und gastfreundlichen Menschen.“
Christian hat seine komplette Jugendzeit beim FSV Schifferstadt verbracht. Zwei Landsleute, die als Co-Trainer und Spieler beim SV Schauernheim waren, haben ihn zum A-Ligisten gelockt. „Ich wollte etwas Neues machen und da hat sich der Wechsel angeboten“, erklärt Paiva Pereira, der als Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik arbeitet. Nach zwei Jahren wurde Mutterstadts Sportlicher Leiter Franco De Simone vorstellig und fädelte den Transfer zum Bezirksligisten ein, wo der 22-Jährige sofort Stammspieler wurde und aus dem Team nicht mehr wegzudenken ist.
Von der aktuellen Mannschaft Portugals ist Paiva Pereira überzeugt. Das Team sei mit internationalen Topstars wie zum Beispiel Bruno Fernandes (Manchester United), Bernardo Silva, Ruben Dias (beide Manchester City), Diogo Jota (FC Liverpool), Pepe (FC Porto) oder Joao Felix (Atletico Madrid) gespickt. Hinzu komme natürlich der alle überstrahlende mehrmalige Weltfußballer Cristiano Ronaldo von Juventus Turin. „Cristiano ist ein selbstbewusster Typ, der auch viele soziale Projekte unterstützt. Dazu ist er einer der besten Spieler in der Geschichte des Weltfußballs“, bricht der Mutterstadter eine Lanze für CR 7.
Das Team, das 2016 Europameister wurde und jetzt den Titel verteidigen wolle, erinnere so ein bisschen an die so genannte „Goldene Generation“ mit Assen wie Luis Figo, Vitor Baia, Paulo Sousa, Joao Pinto, Sergio Conceicao, Rui Costa, Pauleta oder Fernando Cuoto, die zu Beginn des Jahrhunderts geglänzt habe. Große Stücke hält Paiva Pereira auch auf den torgefährlichen Außenverteidiger Raphael Guerreiro von Borussia Dortmund. „Mit Dortmund sympathisiere ich, und Guerreiro hat dort eine starke Runde gespielt“, lobt Paiva Pereira den offensiven Abwehrspieler.
Das Spiel am Samstag schaut er mit deutschen Freunden am Fernseher, weil es dann spannender sei und viel diskutiert werde. Den 3:0-Sieg gegen Ungarn will Paiva Pereira nicht überbewerten: „Da haben wir uns lange schwergetan, ehe mit der Knoten geplatzt war. Das war ein schleppender Beginn.“ Trotzdem bleibt er optimistisch und tippt auf einen 1:0- oder 2:1-Sieg der Iberer. Deutschland dürfe man nach einem schwachen Auftakt, in dem das Team zu wenig Chancen erspielt habe, nicht abschreiben. Die Mannschaft werde sich steigern. Der Abgang von Bundestrainer Joachim Löw ist für ihn überfällig. „Er hätte 2014 auf dem Höhepunkt seines Erfolges abtreten sollen“, betont Paiva Pereira. „Was das Niveau der EM anbelangt, ist noch viel Luft nach oben“, sagt Paiva Pereira. Vielleicht setzen ja seine Portugiesen noch das eine oder andere Glanzlicht.