Rheinpfalz-Speyer vom 28.05.2021 “Franco De Simone”

Ein Bericht von Nico Henrich

„Beim FV Berghausen war das Klubheim immer voll“

Fragen am Freitag: Franco De Simone (48) klopfte mit dem FV Speyer einst an die Tür zur Fußball-Oberliga. Nach zahlreichen Trainerstationen in der Region ist er mittlerweile Sportlicher Leiter für Jugend und Aktivität bei Bezirksligist FG Mutterstadt. Im Interview mit Nico Henrich spricht er über eine Rückkehr auf die Bank, sein Projekt und verrät, für wen sein Herz bei der Europameisterschaft schlägt.

Nach vielen Trainerstationen sind Sie mittlerweile Sportlicher Leiter. Ist eine Rückkehr auf die Trainerbank denkbar?Ausschließen möchte ich das nicht. Trainer zu sein, hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich hatte einige Möglichkeiten und Angebote wieder als Trainer einzusteigen. Meine aktuelle Aufgabe macht mir aber genauso Spaß. Das ist das Wichtigste. Du brauchst ein Projekt.

Wie blicken Sie auf die Zeit beim FV Berghausen zurück, wo Sie zweimal als Trainer verantwortlich waren?Es war toll. Der gesamte FVB ist absolut fußballbegeistert. Gerade bei den Heimspielen ist die Unterstützung einmalig. Das war wirklich eine schöne Erfahrung. Beim ersten Mal sind wir ja sogar aufgestiegen. Der Verein lebt einfach. Das Klubhaus war donnerstagsabends immer voll.

Sie spielten für den FV Speyer in der Verbandsliga. Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Teamkollegen?Den ein oder anderen sehe ich mal auf dem Sportplatz, leider aber nicht so oft. Es war eine geile Zeit. Volkan Kilic und Maurice Richter sehe ich öfter. Wir treffen uns zwei- bis dreimal im Jahr.

Sie spielten mit Ralf Schmitt zusammen, der später Profi wurde. War das absehbar?Er hat perfekt zu unserer Mannschaft gepasst und immer richtig gestanden. Seine Qualität war auf jeden Fall sichtbar. Dass er so einen Weg gemacht hat, ist natürlich super. Er war einfach eiskalt und hatte die gewisse Kaltschnäuzigkeit.

Wie beurteilen Sie Ihre Zeit beim FV? Im zweiten Jahr wurden Sie zusätzlich Co-Trainer.Das waren zwei komplett unterschiedliche Jahre. Engelbert Klag hat durch seine Persönlichkeit die Mannschaft zusammengehalten. Die Busfahrten waren auch immer besonders. Das zweite Jahr wurde eine Riesenherausforderung. Wir hatten trotzdem eine starke Truppe. Keiner hat gedacht, dass wir die Liga halten, weil wir viele No-Names dabei hatten.

Was halten Sie von der Arbeit im Jugendbereich beim Nachfolge-Verein FC Speyer 09?Gerade durch Anpfiff-ins-Leben und die Möglichkeiten auf der Anlage ist das alles top. Es ist schön anzuschauen, was dort passiert.

In Mutterstadt verantworten Sie den Herren- sowie den Jugendbereich. Was bewegt Sie dazu?Das hat sich so ergeben. Ich möchte etwas bewegen. Es macht mir Spaß, etwas mit Personen aufzubauen, die an einem Umbruch interessiert sind. In der Region wird hier beim FC Speyer und beim JFV Ganerb gute Jugendarbeit geleistet. Wir wollen aber genauso etwas aufbauen und eine Entwicklung sehen. Die FG hat großes Potenzial im Umfeld. Der Verein möchte weiterkommen. Ich kann hier viele eigene Ideen umsetzen und mein Netzwerk ausnutzen.

Wie zufrieden sind Sie mit der abgebrochenen Saison? Bisher waren wir in Jugendspielgemeinschaft Muli. Wir werden jetzt eigenständig, stellen bis zur C-Jugend jeweils zwei Teams und ab der B-Jugend eine Mannschaft. Die D-Jugend hat in der Landesliga um den Aufstieg gespielt. Die B-Jugend war Tabellenführer in der Kreisliga und zog ins Pokalfinale ein. Dahingehend war der Saisonabbruch sportlich gesehen ärgerlich. In der A-Jugend hatten wir Glück. Hier haben wir in der Landesliga um den Abstieg gespielt. Wir hätten aber diese Saison definitiv etwas erreichen können im Jugendbereich. In der Aktivität gab es einen Neuanfang mit dem ehemaligen Oberliga-Spieler Kevin Selzer vom TuS Mechtersheim als Spielertrainer. Obwohl es seine erste Trainertätigkeit war, hat es Spaß gemacht, zuzuschauen, zumal es personell die gleiche Mannschaft wie im Vorjahr war. Außerdem ist Kevin ein Top-Spieler für diese Liga. Die Trainingsbeteiligung war hoch. Spielerisch haben wir uns unheimlich weiterentwickelt. Die Chancenverwertung ist noch ein Thema, was wir angehen müssen. Wir haben auf der einen Seite eine sehr hungrige Mannschaft. Auf der anderen Seite stimmt die Kameradschaft und das Vereinsleben.

Mit welchem Ziel gehen Sie in die neue Saison?Wir wollen uns auf jeden Fall grundsätzlich weiterentwickeln. Die Jugend soll mittelfristig in allen Altersklassen Landesliga spielen, irgendwann Verbandsliga. Wir brauchen engagierte Trainer. Die haben wir. In der Aktivität hoffe ich, dass die Entwicklung so weitergeht. Ob wir oben mitspielen, müssen wir abwarten. Auf jeden Fall geben wir uns nie mit dem zufrieden, was aktuell ist.

Inwiefern beeinträchtigt Corona Ihre Planungen?Das Persönliche fehlt. Grundsätzlich hat sich nichts geändert, ich telefoniere und organisiere viel. Die Trainersuche in der Jugend obliegt ebenfalls mir. Wir haben uns auch im aktiven Bereich versucht, zu verstärken. Das ist uns gut gelungen.

Italien oder Deutschland – für wen schlägt Ihr Herz bei der Europameisterschaft?Ich habe beide Pässe. In der Zeit, in der ich aufgewachsen bin, gab es eine große Rivalität zwischen den beiden Nationen. Das ist eigentlich schade. Im direkten Duell wäre ich für Italien. Natürlich freue ich mich auch darüber, wenn Deutschland weit kommt. Ich habe viele deutsche Tugenden. Ich glaube die Mischung ist gut.nihe